Prof. Dr. Oliver Neuhaus, Chefarzt der Neurologie, erklärte beim Vortrag warum nicht jede Gedächtnislücke gleich Alzheimer bedeutet – und vor allem, wie ein aktiver Lebensstil der beste Schutz vor einer Demenzerkrankung ist.
Woche der Demenz: „Aktiv bleiben – so beugen Sie Demenz wirksam vor“
Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung zum Vortragsabend im SRH-Klinikum Sigmaringen. Prof. Dr. Oliver Neuhaus, Chefarzt der Neurologie, erklärte, warum nicht jede Gedächtnislücke gleich Alzheimer bedeutet – und vor allem, wie ein aktiver Lebensstil mit Bewegung, geistiger Fitness und sozialen Kontakten der beste Schutz vor einer Demenzerkrankung ist.
Am Donnerstag, den 25. September 2025, fand im Rahmen der bundesweiten Woche der Demenz ein öffentlicher Vortragsabend im SRH-Klinikum Sigmaringen statt. Über 100 Interessierte folgten der Einladung und erhielten von Prof. Dr. med. Oliver Neuhaus, Chefarzt der Neurologie, einen fundierten Einblick in Ursachen, Formen und Behandlungsmöglichkeiten von Demenzerkrankungen – verbunden mit praktischen Tipps, wie sich das persönliche Risiko deutlich reduzieren lässt.
Demenz ist nicht gleich Alzheimer
Zu Beginn stellte Prof. Neuhaus klar: „Jeder Alzheimer ist eine Demenz, aber nicht jede Demenz ist Alzheimer.“ Während die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt, gibt es eine Vielzahl weiterer Ursachen wie frontotemporale Demenzen, vaskuläre Demenzen oder die Lewy-Body-Demenz. Entscheidend sei der Ort der Schädigung im Gehirn, da dieser das klinische Bild der Erkrankung bestimmt.
Moderne Diagnostik und neue Therapien
Anhand typischer Symptome wie Gedächtnisverlust, Wesensänderung oder Gangstörungen erläuterte Prof. Neuhaus die unterschiedlichen Krankheitsbilder. Eine sichere Diagnose erfordert immer eine Kombination aus Anamnese, Untersuchungen, Bildgebung sowie gegebenenfalls Labor- und Liquordiagnostik.
Bei einigen Formen sind Behandlungen möglich, etwa durch die Therapie von Risikofaktoren bei vaskulärer Demenz oder durch Nervenwasserentnahmen beim Normaldruckhydrozephalus. Für die Alzheimer-Demenz stehen Medikamente zur Symptomlinderung zur Verfügung. Seit September 2025 ergänzt der neue Wirkstoff Lecanemab (Leqembi®) die medikamentösen Optionen für bestimmte Patientengruppen.
Vorbeugung durch Lebensstil
Den Schwerpunkt legte Prof. Neuhaus auf die Frage, wie jede und jeder selbst zur Demenzprävention beitragen kann. Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil das Erkrankungsrisiko erheblich reduziert. Neuhaus ermutigte die Zuhörenden in jedem Lebensalter aktiv zu werden:
- Regelmäßige Bewegung, Tanzen und Sport
- Geistige Aktivität durch Lernen, Lesen oder Ehrenamt
- Ausgewogene „mediterrane“ Ernährung und reichlich Flüssigkeit
- Soziale Kontakte pflegen und Einsamkeit vermeiden
- Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht rechtzeitig behandeln
- Hör- und Sehminderungen ausgleichen
- Stress reduzieren, ausreichend schlafen
- Auf Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und Drogen verzichten
- Kopfverletzungen vermeiden, etwa durch Verzicht auf Boxsport oder häufigen Kopfball
- Positives Lebensumfeld durch Aktivität im Alltag, z. B. mit Hundehaltung oder dem Engagement in der Familie
- Gürtelrose-Impfung ab dem 60. Lebensjahr nutzen
- Übermäßige Nutzung des Handys vermeiden
„Jeden Tag den Kopf und den Körper benutzen – das ist die beste Grundlage für geistige Fitness im Alter. Das Zauberwort heißt Aktivität, runter vom Sofa!“, betonte Prof. Neuhaus.
Ein Thema für alle Generationen
Das Interesse am Vortrag war groß – nicht nur bei Seniorinnen und Senioren, sondern auch bei Menschen mittleren Alters, die sich insbesondere für den Umgang mit erkrankten Angehörigen interessierten. Zahlreiche Fragen zeigten die hohe Relevanz des Themas in der Region.
Die Botschaft des Abends war klar: Demenz ist behandelbar, aber nur durch Vorbeugung lässt sich das Risiko nachhaltig verringern. Die von Prof. Neuhaus vorgestellten Tipps machen Mut und zeigen, dass jeder selbst viel tun kann, um bis ins hohe Alter geistig und körperlich gesund zu bleiben.
