Pressmitteilung aus dem Presse-Jahresgespräch der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH
SRH Kliniken im Landkreis Sigmaringen legen Jahresabschluss vor
Geschäftsverlauf und Lage
Der Jahresabschluss der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen für das Jahr 2021 ist vor allem durch die unzureichende Finanzierung der Corona-Pandemie, steigende Personalkosten und die erneut fehlenden Verhandlungen für das Pflegebudget geprägt. Diese Faktoren haben die wirtschaftliche Entwicklung stark negativ beeinflusst. Positiv wirkte sich auf das Geschäftsjahr die Umsetzung von kurzfristigen operativen Potenzialen zur Ergebnisverbesserung aus.
In 2021 beträgt der Jahresfehlbetrag der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen T€ -6.811 und hat sich demnach gegenüber dem Vorjahr (T€ -502) vergrößert. Die Bilanzsumme erhöhte sich von T€ 107.988 in 2020 auf T€ 126.571 im Berichtsjahr, weil sich durch den Baufortschritt die Anlagen im Bau erhöhten.
Umsatz
Die Umsatzerlöse aus stationärer und ambulanter Geschäftstätigkeit sowie die sonstigen betrieblichen Erträge beliefen sich im Geschäftsjahr 2021 auf T€ 122.446 (VJ: 122.102). Die staatlichen Ausgleichszahlungen in Verbindung mit der Corona-Pandemie haben sich von T€ 14.714 im Jahr 2020 auf T€ 10.043 reduziert. Dies bedeutet, dass die allgemeine Preiserhöhung des Landesbasisfallwertes in Höhe von 2,4% durch die geringeren staatlichen Ausgleichszahlungen neutralisiert wurde und damit keine Erlössteigerung stattgefunden hat, die die tariflich gestiegenen Personalkosten und zusätzlichen Sachkosten in Verbindung mit der Pandemie refinanziert hätten.
Personalkosten
Für das nicht-ärztliche Personal wurde im April 2021 ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen. Für das Geschäftsjahr wurde demnach eine Erhöhung ab dem 01.04.21 um 2,3 %, mind. 60 €. festgelegt. Dies gilt auch für Auszubildende. Darüber hinaus wurde eine Erhöhung des steuerfreien Nachtzuschlages vereinbart und eine Corona-Prämie in Höhe von 150 €, entsprechend des Beschäftigungsumfangs, mindestens jedoch 100 €. Auszubildenden wurde eine Prämie von 100 € zugesprochen. Diese Prämien wurden im Januar 2021 ausgeschüttet.
Insgesamt stiegen in 2021 die Personalkosten über alle Dienstarten hinweg um T€ 2.717 bzw. 3,4%. Dies resultiert im Wesentlichen aus den Tarifsteigerungen, welche finanziell die niedrigere Zahl an Mitarbeitenden (-27,02 VK) überkompensierte.
Personalkennzahlen: Die Anzahl der jahresdurchschnittlich beschäftigten Vollkräfte (VK) sank im Ärztlichen Dienst um 13,26 VK und im Pflegedienst um 26,37 VK. Im medizinisch-technischen- und Funktionsdienst erhöhte sich die Anzahl um 5,1 VK und in den nicht medizinischen Dienstarten um 7,51 VK. Für die Kliniken insgesamt sank die Zahl der jahresdurchschnittlich beschäftigten Vollkräfte in 2021 um 27,02 VK auf 958,87 Vollkräfte.
Unzureichende Finanzierung der Corona bedingten Mehrkosten
Die Zahl der in den SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen stationären behandelten, an COVID-19 erkrankten Patienten betrug im Geschäftsjahr 479 Fälle. Die somatischen Fallzahlen verringerten sich Corona bedingt von 18.944 in 2020 weiter auf 18.025 im Jahr 2021. Das entspricht einem Behandlungsrückgang um 919 Fälle bzw. um 4,9%. Im Wesentlichen ist diese Reduktion in den Vorgaben der Gesundheitspolitik an die Krankenhausträger, möglichst alle planbaren Behandlungen zu verschieben um damit ausreichend Behandlungskapazität für schwer an COVID-19 erkrankte Menschen zur Verfügung zu stellen, begründet.
Das Corona-Geschehen hatte wie im Vorjahr auch in 2021 vielfältige Auswirkungen auf alle Abläufe im Klinikbetrieb. Abstandsregeln, stark veränderte Aufnahmeprozeduren, Eingangskontrollen, neue Hygienekonzepte und ein höherer Personaleinsatz in vielen Bereichen und allen Standorten verursachten erhebliche Mehrkosten durch zusätzlich vorzuhaltende Strukturen.
Die deutsche Krankenhausfinanzierung beruht in der Corona-Pandemie auf drei Säulen. Betriebskostenfinanzierung durch die stationären und ambulanten Entgelte, Investitionsfinanzierung durch die Investitionskostenzuschüsse der Bundesländer und Finanzierung der Corona bedingten Zusatzkosten und stationären Einnahmenverluste. Allein durch den Betrieb von drei Krankenhaus-Betriebsstätten mit kritischen Größen bei zwei Einrichtungen war die Betriebskostenfinanzierung nicht kostendeckend zu organisieren. Wer im mengenorientierten DRG-Vergütungssystem nicht die Fallzahlen erreicht, kann auch seine Kosten nicht decken.
Um die Kliniken in der Pandemie wirtschaftlich zu stabilisieren, hat die Bundesregierung im Jahr 2020 mit dem sog. COVID-19 Krankenhausentlastungsgesetz eine weitere Vergütungssäule für Krankenhäuser geschaffen, die Ausgleichszahlungen (Freihaltepauschalen) für pandemiebedingte Minderbelegung an die betroffenen Krankenhäuser gewährt. Zusätzlich wurde ein sogenannter Versorgungsaufschlag für die Behandlung von COVID-19 Patienten festgelegt, welcher die entstehenden Mehrkosten berücksichtigen soll. Er wurde für alle zwischen dem 01.11.2021 und 30.06.2022 voll- oder teilstationär auf-genommenen COVID-19 Patienten beschlossen, insofern diese nicht am Tag der Aufnahme oder am Folgetag entlassen oder verlegt werden.
Seit 1.7.22 sind diese Liquiditätshilfen ausgelaufen.
Für das Jahr 2021 belief sich der Gesamtbetrag aus staatlichen Ausgleichszahlungen für die SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen aufgrund der Corona-Pandemie in 2021 auf 10.043.490,45 EUR. Im Vorjahr 2020 waren es noch 14.714.369,28 EUR.
Medizinischer Sachbedarf
Die Aufwendungen für den Medizinischen Sachbedarf stiegen im Geschäftsjahr 2021 um TEUR 3.136,1 bzw. 16,4%. U.a. ergaben sich proportional zur durch die Pandemie verursachten niedrigen Leistungsmenge gesunkene Aufwendungen z.B. für Implantate oder Narkose- und OP-Bedarf. Allerdings überstiegen Corona-bedingte Sachaufwendungen im Gegenzug beispielsweise bei den Hygienemaßnahmen, Testungen und im Labor (allein Labor TEUR 1.163,5) die Einsparungen bei weitem.
Baumaßnahmen SRH Krankenhaus Sigmaringen
Die Baumaßnahme Neu- und Umbau des Klinikgebäudes mit einem kalkulierten Bauvolumen von EUR 108,6 Mio. schreitet Corona bedingt etwas langsamer voran als ursprünglich geplant. Bis zum Bilanzstichtag waren EUR 37,9 Mio. des Bauvolumens an Kosten abgeflossen. Der Um- und Erweiterungsbau des Krankenhauses Sigmaringen wird in 2022 planmäßig fortgeführt. Die Inbetriebnahme des Neubaus erfolgt voraussichtlich im Mai 2023. Für den 2. Bauabschnitt wird derzeit der Förderantrag vorbereitet. Hierbei wird mit weiteren Einzelfördermitteln des Landes gerechnet. Die Finanzierung der Investitionen ist durch einen Finanzierungsplan für die nächsten Jahre unterlegt. Neben Einzel- und Pauschalfördermitteln werden Intercompany-Darlehen der SRH, Bankdarlehen sowie in kleinerem Umfang Eigenmittel der Gesellschaft die Investitionsfinanzierung sichern.
Zusammenfassung
Das Jahr 2021 war für die SRH Kliniken Landkreis ein herausforderndes ,schwieriges Geschäftsjahr. Die unzureichende Finanzierung des Gesetzgebers der Corona-Pandemie verschärfte die bereits in 2020 angespannte Situation. Hieraus ergab sich ein dringender Handlungsbedarf, das operative Krankenhausgeschäft dauerhaft und strukturell zu verändern. Die Gesellschafter der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen hatten deshalb bereits Mitte 2020 die Geschäftsführung beauftragt, ein neues Medizinisches Konzept für die stationäre somatische Patentenversorgung im Landkreis Sigmaringen zu entwickeln. Die vorgelegte Neustrukturierung wurde im März 2022 von den SRH Gesellschaftern beschlossen und sieht die Bündelung der somatischen stationären Patientenversorgung am SRH Krankenhaus Sigmaringen vor. Diese Maßnahme hat höchste Umsetzungspriorität, denn sie ermöglicht den SRH Kliniken ihre Wirtschaftlichkeit zu erhöhen und damit die mit dem Neubau und der Sanierung verbundenen Abschreibungen zu erwirtschaften und den entsprechenden Kapitaldienst zu leisten.
Prognose
Die wirtschaftliche Prognose für das Jahr 2022 ist durch die immer noch anhaltende COVID-19-Pandemie stark beeinflusst. Das Auslaufen der bisherigen Corona-Schutzschirme (nur Liquiditätshilfen) sowie ein bisher unzureichend konstruierter Ganzjahresausgleich wird die SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen, so wie auch andere Krankenhäuser, bei erneuten Corona-Wellen vor erhebliche Herausforderungen stellen. Hinzu kommen Auswirkungen des Ukraine-Krieges, die damit extrem steigenden Energiepreise und weitere Inflationseffekte, welche sich ebenfalls auf das wirtschaftliche Ergebnis auswirken werden. Dabei ist derzeit nicht abzusehen, ob und in welcher Höhe Inflationsausgleiche gleistet werden. Daher wird für 2022 erneut von einem negativen Ergebnis ausgegangen.