SRH Klinikum Sigmaringen
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Temporäre Verlagerung der Geburtshilfe im SRH Krankenhaus Bad Saulgau nach Sigmaringen

Am 7. Juni 2021 haben die SRH Kliniken im Landkreis Sigmaringen die Öffentlichkeit darüber informiert, dass die Geburtshilfe aus dem SRH Krankenhaus Bad Saulgau ab 1. Juli temporär an den Standort Sigmaringen verlagert werden muss.

Zuvor wurden die Vertreter der drei Gesellschafter SRH Gesundheit GmbH, Landkreis Sigmaringen und Spitalfonds Pfullendorf, die Mitarbeitenden Saulgau an den beiden Klinikstandorten, die Bürgermeisterin Doris Schröter, die umliegenden Kliniken und auch der Förderverein des SRH Krankenhauses Bad über die Maßnahme informiert.

Ursache für die Verlagerung ist ein Personalengpass bei den medizinischen Fachkräften im Bereich der Hebammen, aber auch der Fach- und Assistenzärzte. Bis 2019 waren sieben Hebammen beschäftigt, aktuell sind es 3,41 festangestellte Hebammen und 2,72 Leihkräfte. Der Mindestpersonalbedarf liegt bei 5,69 VK. Durch die Leihkräfte konnte der Betrieb bisher aufrechterhalten werden. Ende Juni 2021 geht eine 0,5 Teilzeitkraft in den Ruhestand, eine andere macht sich selbstständig. Damit fehlen ab 1. Juli 1,61 VK und ab 1. September 2,39 VK. Hinzu kommt, dass auch im Ärztlichen Dienst zeitweise personelle Engpässe nur mit Leihkräften ausgeglichen werden konnten. So in der Geburtshilfe seit Dezember 2020 mit durchschnittlich 0,57 VK und vereinzelt im letzten Jahr auch in der Anästhesie zwischen 0,35 und 0,53 VK. Eine temporäre Verlagerung der geburtshilflichen Station ist unter dieser zugespitzten Personalsituation leider unumgänglich. 

„Wir verstehen, dass die temporäre Verlagerung emotional hohe Wellen in der Bevölkerung ausgelöst hat. Uns ist dieser Schritt nicht leichtgefallen und wir haben sorgsam alle Alternativen geprüft und uns auch mit unseren drei Gesellschaftern abgestimmt. Sie haben uns gebeten weitere Alternativen zu prüfen und trotz der temporären Verlagerung weiter nach Hebammen zu suchen. Doch es gab keine tragfähige Lösung für die derzeitige Weiterführung der Geburtshilfe am Standort Bad Saulgau. Wir mussten so handeln, denn wir tragen die Verantwortung für eine sichere und gute medizinische Versorgung werdender Mütter und der Kinder bei der Geburt. Es wäre fahrlässig den Betrieb mit zu wenig Personal im Juli weiterzuführen.“, erklärt Geschäftsführer Dr. Jan-Ove Faust.

Intensive Personalgewinnungsmaßnahmen, die in der Vergangenheit unternommen wurden, blieben leider erfolglos. Dies ist kein spezielles Problem im Landkreis Sigmaringen, der Hebammenmangel ist seit Jahren ein bundesweites Thema, auf das auch der Deutsche Hebammenverband immer wieder aufmerksam macht. 

Als weitere Maßnahme gegen den Personalmangel wurde in den letzten Jahren bspw. auch geprüft, ob ein Belegsystem mit Hebammen eingeführt werden kann. Das Krankenhaus arbeitet dann mit einem freien Hebammenteam zusammen, welches die Kreißsaal-Besetzung organisiert und mit den Krankenkassen selbst abrechnet. Hierzu wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen erörtert und Gespräche mit den freien und angestellten Hebammen geführt. Im Ergebnis gab es jedoch leider keine Lösung, die einvernehmlich die Interessen der beiden Hebammengruppen in Einklang bringen konnte. Zu dem fanden sich nicht genügend Hebammen, die bereit gewesen wären, so ein System Rund-um-die-Uhr als Beleghebammenteam umzusetzen.

Auch die Option, ob Personal der Geburtshilflichen Klinik in Sigmaringen oder von anderen SRH Standorten temporär mit Hebammen am Standort Bad Saulgau unterstützen kann, wurde geprüft; um die zeitweise Verlagerung zu umgehen. Doch die Hebammen-Personalsituation ist generell überall angespannt und eine Aushilfe war nicht möglich.

Gab es finanzielle Gründe für die temporäre Verlagerung?

In der Medienberichterstattung, den Social Media Kanälen und öffentlichen Diskussion der letzten Tage wurde der Geschäftsführung der SRH Kliniken GmbH im Landkreis immer vorgeworfen, es würde sich um eine Maßnahme handeln, die letztendlich ein beabsichtigter Dauerzustand und finanziell begründet sei. Die Verlagerung der Bad Saulgauer Geburtshilfe nach Sigmaringen ist temporär und hatte zu keinem Zeitpunkt finanzielle Ursachen. Die Maßnahme ist ausschließlich dem Personalengpass geschuldet. Sobald wir Hebammen für uns gewinnen können, wird die Verlagerung wieder zurückgesetzt. 

Keine Berührungspunkte zwischen Medizinischem Konzept und Verlagerung der Geburtshilfe

Im Herbst 2020 haben die drei Gesellschafter der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH den Geschäftsführer, Dr. Jan-Ove Faust, beauftragt, das medizinische Profil der drei Krankenhäuser weiterzuentwickeln, um den sich stetig wandelnden Anforderungen des Gesundheitsmarktes sicher gewachsen zu sein.  Sowohl im Aufsichtsrat, als auch gegenüber der Mitarbeiterschaft sowie im Gemeinderat der Stadt Bad Saulgau wurde bereits seit November 2020 durch den Geschäftsführer wiederholt daraufhin gewiesen, dass die Geburtshilfe soweit nötig auch mit Leihkräften bis zur Umsetzung eines neuen Medizinischen Konzeptes aufrechterhalten wird, mindestens für die Zeit der pandemischen Sondersituation. Sollten allerdings nicht kompensierbare Personalausfälle auftreten, müsse er sofort entschieden, um eine sichere klinische Versorgung gewährleisten zu können.

Werner Stalla, Geschäftsführer der SRH Gesundheit GmbH: „Die Entscheidung des Geschäftsführers war eine akut medizinische. Sie war keine Entscheidung der Gesellschafter über das ‚Ob‘ der Geburtshilfe in Bad Saulgau.  Sobald uns Gesellschaftern die möglichen Entwicklungsszenarien für die Profilweiterentwicklung der drei Kliniken vorliegen und das ist aktuell noch nicht der Fall, wird das gesamte medizinische Leistungsportfolio in den verschiedenen Gremien diskutiert. Die Entscheidung, welche Maßnahmen durch ein Medizinisches Konzept umgesetzt werden, trifft im vierten Quartal letztendlich der Aufsichtsrat mit den drei Gesellschaftern.“ Die aktuelle Situation der Geburtshilfeverlagerung hat mit dem Medizinischen Konzept demzufolge keine Berührungspunkte. 

Landrätin Stefanie Bürkle ist wichtig, dass im Landkreis zu jeder Zeit eine medizinisch hochwertige Versorgung gesichert ist. „Ich habe die Geschäftsführung gebeten, dass sie weitere Anstrengungen unternimmt, um Hebammen zu gewinnen. Ich anerkenne die Leistungen der SRH in den vergangenen Jahren. So wurden 2019 53.000 Euro, 2020 600.00 Euro und in diesem Jahr bereits 256.000 Euro für Leihkräfte aufgewendet und viele weitere Maßnahmen ergriffen. Bereits 2019 hat uns der SRH Verbund mit Ärzten für die Gynäkologie ausgeholfen. Der Hebammenmangel ist bundesweit groß, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Um es klar zu sagen: Der Überbringer der schlechten Nachricht ist hier nicht der Verursacher.“